Humor ist ansteckend. Lachen ist infektiös. Und beide sind gut für Ihre Gesundheit!
Der Unterhaltungsaspekt des Humors ist wichtig. Aber die Bedeutung des Humors ist weiter gefasst. Sie bezieht sich auf die Ermöglichung einer qualitativen Verbesserung sowohl des persönlichen Lebens wie auch der zwischenmenschlichen Beziehungen. Dabei sind verschiedene Aspekte von Bedeutung: Zunächst sind es solche, die für die physische Gesundheit von Belang sind, die sich mithin auf die Funktionsabläufe im Körper beziehen. Des weiteren handelt es sich um Aspekte, die sich auf die geistigen, emotionalen, also psychologisch relevanten Funktionen des Menschen beziehen. Und schließlich stehen diese Aspekte mit sozialen Fähigkeiten in Zusammenhang, denn der Humor ermöglicht eine Verbesserung der zwischenmenschlichen Beziehungen, indem er das kooperative und produktive Zusammenwirken von Gruppen fördert.
Der psychische Aspekt
Der Humor besitzt die Kraft, die psychischen Funktionen des Menschen zu fördern. Wir Menschen sind die unwillkürlichen und unglücklichen Opfer dessen, was ich als negative Emotionen“ bezeichnen. Die drei allgemeinsten und markantesten negativen Emotionen sind: Furcht, Ärger und Depression. Sie alle können durch Humor aufgehalten, coupiert, vermindert oder ganz aufgelöst werden.
Furcht ist die natürliche emotionale Reaktion auf bedrohliche Lebenssituationen. Sie kann verschiedene Formen annehmen. Einige sind realitätsbezogen, einige eingebildet oder neurotisch. Alle zusammen sind sie aber kontraproduktiv. Sie paralysieren uns, machen uns zu Opfern. Und indem sie unser Denken blockieren, steuern sie unseren natürlichen körperlichen Funktionsabläufen entgegen und zerrütten unsere produktiven Verhaltensmuster.
Ärger entsteht, wenn wir uns getäuscht oder hintergangen fühlen. Ärger entspricht dem Gefühl, unfair behandelt worden zu sei, was mit einem Gefühl von Verletztheit verbunden ist. Zumeist geht dies mit dem Erleben eines nicht hinnehmbaren Verlustes einher, bei dem ein Mitmensch als Verursacher ausgemacht wurde. Dabei kann Ärger zu einer geistigen und physischen Lähmung führen, zu einer wirklichen Machtlosigkeit, die das Gefühl des Verletztsein noch weiter verstärkt. Daraus resultieren negative Auswirkungen auf die physische Gesundheit, die über den tatsächlichen psychologischen Schaden weit hinausgehen können. Untersuchungen haben gezeigt, dass es anlässlich eines plötzlichen, intensiven Ärgers besonders bei Männern zu einer dramatischen Steigerung von Herzattacken kommt. Dies ist auf eine temporäre Minderung der Leistungsfähigkeit des Herzmuskels zurückzuführen.
Depression resultiert aus dem Erleben eines unwiederbringlichen Verlustes, dem der davon Betroffene ohnmächtig gegenübersteht. Dies resultiert in einem Gefühl von Sinn- und Wertlosigkeit, das eine Tendenz zur Chronifizierung besitzt.
Der Humor besitzt die Kraft, uns vor den destruktiven Auswirkungen dieser negativen Emotionen zu schützen. Es ist sprichwörtlich bekannt, dass die Furcht dahinschwindet, ein Ärger sich in Nichts auflösen kann und Depressionen vergehen, wenn ein Mensch lachen kann.
Woher rührt diese Kraft? Zunächst ist es ein spielerisches Element, das der Humor hervorzubringen vermag. Der Bezugsrahmen des Spiels schafft eine neuartige Perspektive. Ein Wandel in der Wahrnehmung realer Gegebenheiten erfolgt, so dass sich der Urteilsprozess radikal ändern kann. Der Zusammenhang von Ursache und Wirkung kann so klarer erkannt werden, was dann dazu führt, dass sich die Absurdität der Furcht, des Ärgers und der Depression wie von selbst offenbart. Mithilfe der ironisierenden Kraft des Humors können wird die scheinbaren Ursachen dieser negativen Emotionen der Lächerlichkeit preisgeben und zu der Erkenntnis, dass alles relativ ist. Welch ein Witz!
Der interpersonale Aspekt
Der Humor kann die Herstellung einer positiven Beziehung zwischen Menschen fördern, auch wenn diese im Hinblick auf ihre Herkunft, Erziehung, ihren Glauben oder ihre ideologische Orientierung unterschiedlich sind. Ich bezeichne dies als die synergetische Funktion“ des Humors. Die Synergie von Beziehungen ergibt sich aus dem gemeinsamen Lachen heraus; sie stellt sich ein, wenn sich die Humorreaktion bei verschiedenen Menschen gleichzeitig einstellt. So kommt es zum (Mit-)Teilen von Heiterkeit, zu einem affektiven Miteinandersein im Lachen, zu einem mutuellen Geben und Nehmen spielerischen Vergnügens.
Der körperliche Aspekt
Wir konnten in Laboruntersuchungen ermitteln, dass Heiterkeit und Lachen zu einer positiven Beeinflussung der meisten der größeren physiologischen Systeme führen. Dies bezieht sich auf die Muskulatur, die Atmung, das Herz-Kreislauf-System, das Immunsystem, die inneren Drüsen sowie auf das Zentrale Nervensystem bzw. das Gehirn.
Antike buddhistische Gelehrte haben die Humorreaktion (= erheiterndes Lachen) in sechs Kategorien unterteilt. Die letzten drei dieser Kategorien können gewiss als eine Totalreaktion angesehen werden, es sind dies:
das akzentuierte Lachen, mit beträchtlicher Lautstärke, verbunden mit Bewegungen des Kopfes, der Schultern und der Arme;lautes Gelächter, das Tränen in die Augen bringt;das brüllende Gelächter mit unwillkürlichen Bewegungen im ganzen Körper.
Die Physiologie des Lachens
Im allgemeinen folgt ein intensives Lachen diesem Muster: Der Herzschlag steigt an, nicht selten ganz abrupt und manchmal sehr intensiv. Der Blutdruck wird erhöht und der Kreislauf angeregt. Der Atemrhythmus wird beschleunigt, die Länge der Dauer der Ausatmung wird gesteigert und die Lungen werden wesentlich stärker durchlüftet. Sämtliche Muskeln, die mit der Humorreaktion in Verbindung stehen, werden aktiviert, ganz in Entsprechung zu einer Aerobic-Übung! Die Produktion und/oder Zirkulation von Hormonen und Immunsubstanzen wird stimuliert. Das Gehirn wird verstärkt mit Sauerstoff versorgt, was die kognitiven Funktionen fördert.
Nach einer Periode der aktivierenden Stimulation folgt eine kurze Entspannungsphase, in der sich die körperlichen Abläufe verlangsamen. Jetzt werden auch die Verschlackungsprodukte des Stoffwechsels, speziell im Muskelgewebe, abgebaut. Sie kennen sicher die Redewendung, dass jemand so herzhaft und ausdauernd lachte, bis er Seitenstechen bekam. Das kommt daher, weil innerhalb der Muskulatur während des Lachens bestimmte Stoffwechselchemikalien abgelagert wurden. Die Entspannungsphase macht die Entfernung dieser irritierenden Chemikalien möglich. Auch das Herz bekommt nach seinem Schnellgang (eine ausgezeichnete Konditionsübung!) eine kurze Ruhepause.
Andere Körpersysteme werden in diese Entspannung allerdings nicht einbezogen. Das Gehirn wird während einer intensiven Humorreaktion nicht ausgeblendet. Man fällt nicht in Schlaf, nachdem man ausgiebig gelacht hat. Die allgemeine Hormonproduktion kann während der Entspannungsphase verringert werden. Doch die Zirkulation gewisser Immunsubstanzen bleibt für Stunden gesteigert, nachdem ausgiebig gelacht wurde. In einer von mir durchgeführten Untersuchung bezüglich bestimmter Immunfunktionen zeigte sich, dass noch 24 Stunden nach der experimentellen Humorübung eine erhöhte Immunfunktion bestand.
Aus diesen Untersuchungsergebnissen lassen sich viele Schlussfolgerungen für die körperliche Gesundheit ziehen. So bekommt das Herz eine gute Konditionsübung, ohne dass die Gefahr von Herzattacken so groß wäre wie bei entsprechenden sportlichen Übungen. Überhaupt ist die Gefahr von Herzattacken während eines intensiven Lachens äußerst gering obwohl es sich dabei um eine intensive Aktivierung körperlicher Funktionsabläufe handelt. So wird der Blutkreislauf aufgrund des beschleunigten Herzschlags und des erhöhten Blutdrucks intensiviert. Allerdings ist irgendein unbekannter Sparsamkeitsfaktor“ am Werk: Beim brüllenden Lachen kommt es nämlich zuweilen zu abrupten, manchmal sehr intensiven Erhöhungen des Blutdrucks, und dennoch sind in diesem Zusammenhang keine Hirnschläge zu befürchten.
Nicht zuletzt wird die Atmung während eines intensiven Lachens verbessert. Das normale Ein- und Ausatmen bezeichnet man als wellenförmiges Atmen. Dabei verbleibt gewöhnlich ein kleines Luftvolumen in der Lunge, das als Restluft“ bezeichnet wird. Da diese Restluft über einen längeren Zeitraum nicht ausgetauscht wird, reichert sie sich mit Schadstoffen (Kohlendioxyd und Wasserdampf) an. Das ist für den betreffenden Menschen von Nachteil, denn der Restluft mangelt es dadurch an Sauerstoff, und der Wasserdampf bildet einen günstigen Nährboden für bakterielle Mikroben. Beim intensiven Lachen werden die Lungenflügel so durchlüftet, dass die Restluft schnell komplett ausgetauscht wird. (Die Atemtherapie versucht teilweise den gleichen therapeutischen Effekt zu erzielen!)
Lachen ist gesund!
In der ganzen zivilisierten Welt ist sprichwörtlich bekannt, dass Gesundheit durch Übung gefördert wird. Mittlerweile gibt es überall gesundheitsbewusste Menschen, die Leibesübungen betreiben und ihr Herz und ihre Muskulatur trainieren. Das Lachen kann für den gleichen Zweck genutzt werden: es ist eine Leibesübung mit dem Zuckerguss des Amüsements. Wir erinnern uns: Beim brüllenden Lachen werden die Muskeln im gesamten Körperbereich aktiviert. Doch schon bei einem kleinen Lächeln werden auch die Muskeln im Bereich des Gesichts, der Kopfhaut, des Nackens, der Lippen, der Augen, zuweilen sogar der Schultern aktiviert. Noch wissen wir nicht, wie viele Kalorien beim Lachen verbraucht werden. Aber wir wissen, dass die Temperatur der Hautoberfläche erhöht wird und dass wir schwitzen, während wir lachen. Somit entspricht das Lachen einer Aerobic-Übung, bei der fast alle mitmachen können, selbst diejenigen, die in Rollstühlen sitzen müssen oder unter sonstigen körperlichen Behinderungen leiden. Ich habe untersucht, in welcher Weise ein intensives Lachen die Herztätigkeit im Vergleich zu Leibesübungen beeinflusst. Das Ergebnis: Ein gewöhnliches Alltagslachen sagen wir 100 Lacher pro Tag regt die Herzaktivität ähnlich an wie 10 Minuten Rudern.
Die Immunstimulation hat Auswirkungen auf viele Gesundheitsparameter. Ich denke an die Immunabwehr der riesigen Anzahl von Mikroorganismen bei infektiösen Krankheiten. Wir können in diese Überlegungen auch die verschiedenen Krebsarten mit einbeziehen. Immununtersuchungen, die von Gelotologen durchgeführt wurden, belegen überzeugend, dass die Immunabwehr durch Lachen stimuliert wird. Diese Stimulation bezieht sich sowohl auf chemische Substanzen (Antikörper) als auch auf celluläre Komponenten (weiße Blutzellen, Leukozyten). Wie schon erwähnt, hält der positive Effekt dieser Stimulation in gewissen Fällen über Stunden an.