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Humor, Gesundheit, Erfolg und Clownerie

Autoren: Dr. med. Petra Klapps

Das Lachen und der Humor sind mit die ältesten Heilmittel der Welt. Bereits seit Jahrtausenden gehören sie als fester Bestandteil jeglicher Therapie aller Kultur- und Naturvölker.
Ein Stammesältester der Aboriginees sagte einmal dazu: Der Humor ist so wichtig für unser Wohlbefinden, daß du nie schlafen gehen solltest, bevor du nicht während des Tages irgendwann gelacht oder Freude empfunden hast. Falls nicht, so steh wieder auf und suche etwas, worüber du lachen und glücklich sein kannst.
Der Glaube an die Heilkraft des Lachens herrschte in Europa bis ins späte 19. Jahrhundert vor. So schreibt ein Arzt im Mittelalter: Der Patient sollte alle Sorge und Traurigkeit vermeiden. Bereite ihm Freude und Vergnügen mit all der Hilfe, die er schützt. Henri de Mondeville, ein Chirurg des 13. Jahrhunderts, stellte fest, daß Lachen eine schnellere Rekonvaleszenz nach Operationen herbeiführte. Voltaire schrieb, daß die Medizin den Patienten in heiterer Stimmung halten solle, während die Natur ihn heilt.

Im Zuge der Industrialisierung, der Entwicklung der Schulmedizin und dem Bedeutungszuwachs der Wissenschaft ging dieses Wissen und das Interesse daran weitgehend verloren. Erst in den 70iger Jahren unseres Jahrhunderts besann man sich wieder auf die heilsame Wirkung des Lachens und mittlerweile gibt es dafür sogar einen eigenen Wissenschaftszweig, die Gelotologie (Wissenschaft des Lachens).
Inzwischen ist es für viele Länder der Welt selbstverständlich, Humor als festen Bestandteil der Kommunikations- sowie der Therapienmethoden sowohl in den medizinischen als auch den unternehmerischen Alltag zu integrieren. In England zahlen seit Mai 1999 die Krankenkassen diese Heilform, Italiens Krankenkassen finanzieren Humortherapie seit Juni 2000 und im Jahre 2001 haben sich auch Frankreich, Belgien und die Niederlande angeschlossen.
Humor und Lachen sind in der Lage, über die körpereigene Glückshormon-Produktion, der Endomorphine, die Streßhormone (wie Cortisol, Adrenalin und Wachstumshormon) im Blut zu senken und die Bildung von immunstärkenden Zellen anzuregen, somit also das Immunsystem zu stärken.
Lachen bewirkt eine Entspannung der Muskulatur und des vegetativen Nervensystems. Es ist somit eine wunderbare Ergänzung zum autogenen Training.

Darüber hinaus wird durch Lachen das Schmerzempfinden herabgesetzt. Schmerz wird so als weniger belastend empfunden und kann, zumindest für eine Weile, in den Hintergrund treten. Groucho Marx, ein berühmter Komiker der Marx-Brothers, sagte dazu einmal; Lachen ist wie ein Aspirin, es wirkt nur doppelt so schnell .
Lachen kräftigt den Herzmuskel und ist auch in der Lage, einen erhöhten Blutdruck zu senken. Im August 2001 ist eine große Studie der Universität Maryland (USA) veröffentlicht worden (300 untersuchte Menschen insgesamt, 150 nach Herzinfarkt, 150 Herzgesunde), aus der hervorgeht, daß Lachen und eine humorvolle Lebenseinstellung die Innenwände der Blutgefäße schützt und somit auch Herzinfarkte verhindern hilft. Ebenso normalisiert sich nach einem herzhaften Lachen der Atemrhythmus.

Neueste Studien haben gezeigt, daß Lachen über eine Verbesserung der Durchblutung auch Knochen, Sehnen und Bänder stärkt.
Humor fördert die Kreativität und entschärft Konflikte. Humor reduziert Angst und sorgt gleichzeitig für eine höhere Anzahl von guten Ideen. Wir alle wissen: kreative Lösungen können nur in einer angstfreien Atmosphäre gefunden werden. Durch Humor und Lachen wird Streß abgebaut, es entsteht eine größere innere Gelassenheit, kreative Lösungen entwickeln sich fast von allein. Der Erfolg ist hier praktisch schon vorprogrammiert.

Was bewirkt der Humor sonst noch?

Humor läßt auch Nichterreichbares und Scheitern annehmbarer erscheinen, Humor fördert den Mut und die Entschlossenheit, Humor erleichtert und fördert die Kommunikation, Humor fördert die Teamfähigkeit und die Gleichwertigkeit, Humor stärkt die Motivation, Und: Humor macht das Leben, auch in Unternehmen menschlicher.
Eine heute immer noch weitverbreitete Meinung, gerade in deutschen Unternehmen und gerade auch in den Führungsebenen, ist die, daß Lachen und humorvolles Miteinander unseriös sei. Wer seine Arbeit mit Freude, Spaß, Humor und vielleicht sogar mit einem Lachen verrichtet, dem wird oftmals unterstellt, er würde seine Aufgaben nicht ernst genug nehmen. Und häufig wird Lachen in deutschen Betrieben gerade deshalb sogar untersagt.
Dabei weiß man heute – zahlreiche Studien haben dies inzwischen sogar wissenschaftlich belegt, daß Humor und Lachen die Fähigkeit fördert, eigene Ressourcen zu erkennen und zu leben und sie darüber hinaus auch im anderen zu sehen. Die Folge ist ein konstruktives Miteinander, bei dem jeder den anderen achtet und respektiert. Teambildung und Teamförderung sind hiermit leichter selbstverständlich.
Weiterhin fördert die humorvolle Grundhaltung die wunderbare Fähigkeit, über sich selbst lachen zu können. Und: im Lachen und im humorvollen Umgang miteinander lösen sich, zumindest für eine kurze Zeit, Hierarchieebenen auf. Wer allerdings um seine Macht oder seine Autorität fürchtet, wird Humor zu verhindern wissen.

Lachen fördert über die Mobilisierung von Fähigkeiten die Leistung und damit den Erfolg eines jeden Einzelnen und somit natürlich langfristig auch den Erfolg der Unternehmen insgesamt. Es ist erwiesen, daß heitere und fröhliche Menschen nicht nur als sympathisch und kompetent wahrgenommen werden, sie fühlen sich auch in der Tat wohler. Sie sehen ihre Arbeit als Herausforderung an und erledigen ihre Aufgaben schneller als miesepetrige Menschen.
Einen Haken hat die ganze Sache allerdings: humorvolle Menschen sind immer auch ein wenig schräg. Sie zeichnen sich zwar durch Optimismus aus, sind dafür aber auch unangepaßter und weniger pflegeleicht. Sie haben eine eigene Meinung und stehen zu sich und ihren Fähigkeiten. Wer also als Vorgesetzte den Humor fördert, ermutigt gleichzeitig zur Selbständigkeit und zum Verrücktsein.
Manager und Chefs, die Lachen und Humor zulassen, erleichtern die Kommunikation, fördern die Offenheit und schaffen eine gute Voraussetzung für Problemlösungen. Schließlich gibt es wohl kein Problem, keinen Konflikt, das/der nicht auch eine komische Seite hat. Zudem, öffnet man sich den ulkigen, absurden Aspekten des Problems, erlangt man eine größere Distanz zur Sache.
Ein Mittel, Humor und Lachen zu den Menschen zu bringen, ist die Einbeziehung von Clowns oder Humortherapeuten.

Clowns können mittlerweile auf eine Jahrtausende währende Geschichte zurückblicken. So galt und gilt noch bis zum heutigen Tag der Clown in vielen Kulturen der Welt als Stammesheiliger, da er in der Lage ist, Heiterkeit und Lachen zu verbreiten. Er hatte und hat noch immer seinen festen Platz bei vielen nord- und südamerikanischen Indianerstämmen (z.B. den Navajo, den Sioux, den Hopi, den Cheyenne, um nur einige zu nennen), bei der Bevölkerung der Südsee, den australischen Aboriginees und den neuseeländischen Maori, in Tibet, Sri Lanka, Afrika. Und sogar die Kelten, unsere Vorfahren, kannten und liebten Clowns.
Der Clown war und ist vielfach noch bis heute bei den Naturvölkern dafür zuständig, in Notzeiten (z.B. Hungersnöten, Verlassen alter und Finden neuer Jagdgründe) das Volk in guter Stimmung zu halten oder auch starre soziale, religiöse oder kulturelle Rituale humorvoll zu stören und zu durchbrechen. Dieselbe Funktion hatte er im Rahmen heiliger Kultorgien auch im alten Ägypten, im antiken Griechenland und im alten Rom. Und sogar im frühen Mittelalter stärten Spaßmacher (oftmals selbst Priester) in Kirchen die Gottesdienste.

Die wesentliche Funktion des Clowns bestand bei allen Kulturen darin, das Heilige, das Unberührbare, die Tabus anzutasten; der Absolutheit von Religionen und der Macht der Götter und der Politik entgegenzuwirken.
Der Clown durfte diese wunderbaren Störungen so lange fortsetzen, bis im Mittelalter die Kirchenfürsten dieses Treiben verboten. Bis in unsere Zeit erhalten hat sich davon als Fragment unser Karneval/Fasching.
Seine später bisweilen lebensgefährliche Karriere verfolgte der Clown als Hofnarr und endete hierbei oftmals etwas kopflos. Er diente weiterhin als Gaukler und landete im späten 19. Jahrhundert als dummer August im Circus.
Der Clown war und ist oftmals bis heute in vielen Völkern der Welt Medizinmann und Spaßmacher in einer Person, der, der die tiefere Wahrheit repräsentiert.
Er galt und gilt als Heiler, da das Lachen zur Gesundung beiträgt und die Traurigkeit vertreibt. Der Clown hat z.B. in der Deutung der Indianer jede Angst überwunden vor Schuld, Schmerzen, Krankheit und Tod. Er ist derjenige, der die Menschen aus dem Dunkel der Erde ans Licht der Sonne führt. Mit seinem Lachen kann er dabei Krankheit und Sorgen vertreiben. Er vermag das Übel bei der Wurzel zu packen, in dem er sein Gegenüber mit seiner Sorglosigkeit ansteckt und Leben und Farbe in dessen Alltag von Routine und Konformität bringt.

Clowns kennen und schützen ihre eigenen Fähigkeiten und sind in der Lage, diese Ressourcen auch im Gegenüber zu entdecken, anzuregen und zu fördern.
Der Clown verkörpert und repräsentiert stets eine andere Sicht der Dinge. Er durchbricht anerkannte Regeln und Normen, in dem er sie mit einem Lachen ad absurdum führt. Er ist der Gegenteiler , der liebevoll und immer neugierig über Grenzen geht.
Er ist das intakte heitere Kind, das sich immer wieder wundern kann über das Alltägliche. Er kennt keine Zukunft und keine Vergangenheit – er kennt nur das Jetzt. Und in diesem völlig unbekannten Jetzt ist alles so furchtbar neu und gilt, mit unbändiger Lebensfreude entdeckt und bestaunt zu werden.
Der Clown übertreibt gerne – aus Spaß und reiner Freude heraus. Er spiegelt gerne auf liebe- und respektvolle Weise, was er sieht und erlebt und schafft es so, daß auch andere von ihm lernen können, wenn sie es nur wollen.
Und wenn er auch das eine oder andere Mal stolpert und scheinbar scheitert, so gibt er doch niemals auf. Er findet immer eine Lösung, und sei sie auch noch so grotesk und absurd – und genau das macht anderen Mut. Gegen Sorge und Ungewißheit setzen Clowns die Gewißheit des Lachens.

Dr. med. Petra Klapps,
Ärztin für Neurologie, Psychotherapeutin, Kommunikations-Trainerin, Pantomime und Clown.

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