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Humorglosse Nr. 19

Autoren: Roland Schutzbach, Bern

Paniermehl-Verwechslung

Tja, so was könnte auch schiefgehen. Aber es ging nicht schief, dank unserer jahrelangen Übung, die Stimmung zu halten, uns nicht irritieren zu lassen, und das Leben nicht zu ernst zu nehmen.

Es war das falsche Paniermehl. Aber ich erzähle lieber von Anfang an. Heute Abend gibt es Blumenkohl, eines meiner Lieblingsgerichte. Und seit einiger Zeit haben wir Paniermehl zuhause. Endlich haben wir, nach unserem Umzug, Paniermehl.
Eine Riesenpackung dieser Köstlichkeit steht im Vorratsschrank, und Christina hat einen Teil davon in ein schönes Glas abgefüllt. Meine Lieblings-Sauce zum Blumenkohl:
Paniermehl in reichlich Butter zerlassen. Ich gieße dies dann genüsslich über den Blumenkohl. Daneben brutzeln auch noch Salzkartoffeln!

Ich mache mich daran, diese wunderbar einfache, wohlschmeckende Sauce zuzubereiten.

Wo aber ist das Glas? Es gibt mehrere der schönen Gläser, ihr Inhalt sieht ähnlich aus. Wir beide gucken in den Schrank, und da ist es! Eindeutig!
Ich bemerke: „Es wäre toll, wenn wir die Gläser beschriften würden; ich habe nicht so einen Blick für die Unterschiede.“

„Ja, ja“, sagt Christina. „Aber das sieht man doch!“

Ich fange an zu brutzeln. In der Zwischenzeit habe ich die große Packung geholt, um das Glas nachher nachzufüllen. Aber ich kriege den lustigen Klebband-Verschluss von Christina nicht so leicht auf und denke mir, dass sie das sicher besser kann.

Das Paniermehl – auf bayerisch heißt das Semmelbrösel, aber ich weiß nie, ob es wirklich dasselbe ist – brutzelt in der Butter. Leider war unsere Butter schon etwas knapp, ich habe die Hälfte vom Rest genommen, schließlich brauchen wir morgen noch was zum Frühstück.

Es brutzelt und brutzelt, aber es wird nicht braun. Seltsam.

Nun öffnet Christina die Packung und schüttet etwas ins Glas nach. Aber das sieht ja ein bisschen anders aus! He, in dem Glas ist ja gar kein Paniermehl!
„Das ist Kus-Kus“, erklärt Christina strahlend. O je!

Ich strahle innerlich nicht ganz mit.

Aber ich denke mir: Das ist schon gut, Rolando. Es wird alles gut.

Ich erkläre: „Vielleicht schmeckt es genauso gut wie die Semmelbrösel, es sieht so ähnlich aus.“

Christina probiert es – aber es ist noch nicht mal durch, und es schmeckt überhaupt nicht nach Paniermehl in leckerer Butter.

Es grummelt mich ein wenig im Magen, und in diesem Moment fällt mein Blick auf ein Glas, hinten im Schrank, mit der Aufschrift „na was ratet ihr?“ – „Paniermehl“.
Hahaha! Ich habe es selbst beschriftet vor einer Woche! Genial!
Wir holen es hervor. „Nimm doch den Rest der Butter und heb dir nur ein bisschen für dich zum Frühstück auf“, erklärt Christina großzügig.
Es ist noch genug Butter, finde ich. Alles ist ja genug auf dieser Welt! Warum sich aufregen.

Mit dem Rest der Butter – wie gesagt, ca. 17 g – hebe ich für morgen auf – brutzle ich nun die wunderbare Sauce, und unser Abendessen schmeckt einfach himmlisch.

Als ich am nächsten Tag mit Bettina, der Chefin des Ladens, über mein Buchprojekt „Die Lösung von fast allem“ plaudere, sagt sie spontan: „Ich glaube, ich habe auch eine
Lösung für fast alles“. „Und die wäre?“ „Die Dinge nicht so ernst nehmen!“
Right on! So ist es!

Roland Schutzbach, Bern

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