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Humorglosse Nr. 17

Autoren: Marlies Mansen

enn ma bei Funkwell überhaupt von Grenzen sprechen

Glosse schreiben, Glosse schreiben, Glosse schreiben…

Wie ein Werbelaufband im Stadtbus wandern diese Worte hinter meiner Stirn, sich ständig wiederholend. Repeat and understand hat mein Englischlehrer schon vor 40 Jahren im Unterricht verlauten lassen. Momentan kann ich hier so viel repeaten wie ich will, da tut sich außer den Worten Glosse schreiben gerade eher wenig; eine Situation, die wohl jedem Schreiberling, mehr oder weniger, bekannt sein dürfte. Wahrscheinlich beiße ich mich durch das Repeaten auch erst recht an den zwei Worten Glosse schreiben fest, denn im damaligen Englischunterricht bezog sich das ja aufs Vokabelnlernen. Also: Abschaltung des Repeat-Programms!

Doch welche installierte und somit verfügbare Software gilt es jetzt zu nutzen? Nun, zur Not kann ich ja auch noch mal auf Stand by gehen, beruhige ich mich. Hätte mir mal jemand sagen sollen, dass diese Funktion in diesem Kontext für mich mal eine solche Wichtigkeit erlangen sollte: ich hätte ihn oder sie Lügen gestraft, denn geschrieben habe ich bisher lediglich aus überschwänglichem Übermut; eine derartige Auftragsarbeit war mir bis dato unbekannt. Tja, so ist es: da habe ich in einem Anfall von situationsbedingtem Enthusiasmus mal schnell verlauten lassen, dass ich der Bitte, eine Humorglosse zu schreiben, mit Freude nachkomme.

Und Begeisterungsfähigkeit ist einer der Werte, die ich mir wahrlich auf meine persönliche Küstendeichschaffahne schreiben darf. Es wäre jetzt auch absolut irrig, zu meinen, dass ich es bereue, diese Aufgabe übernommen zu haben; ganz im Gegenteil: wachsen wir doch daran, uns Aufgaben auf eher unbekanntem Terrain zu stellen; nennt sich mitunter auch Lernprozess, wie?

Als Deichschaf bevorzuge ich in der tiefsten Tiefe meiner Seele statt Neuland zwar eher vertraute Umgebungen, doch kommt mir persönlich der Umstand zugute, dass ich mehr (oder mehr) zu den wilden Wesen dieser Gattung gehöre, im Gegensatz zu den meisten, meiner gemächlich dahin trottenden Artgenossen; ja, der Norden… Ohauheha, wat een aggewars, daszimi szu abmarsen tu un kriechn dasz hier inne Gäng. (Flensburger Petuh-Tanten-Schnack; die sind Kult!)

Irgendwie fühle ich mich ein bisschen wie Dr. Madan Kataria Mitte der Neunziger; na ja, zumindest glaube ich gerade, mich so zu fühlen, denn wissen tue ich es ja nun nicht, wie er sich wirklich damals gefühlt hat. Ich denke nur gerade an das mir überlieferte, dass er es seinerzeit übernommen hatte, für eine Ärztezeitschrift einen Artikel über das Lachen zu schreiben und erst nach der Zusage feststellte, dass er weder über einen nennenswerten Anteil von Humor verfügt, noch dass er besonders oft lacht; so fehlte es ihm bis dahin anscheinend an persönlicher Erfahrung in diesem Bereich. Doch er wusste sich zu helfen, und das ist eine der wichtigsten Eigenschaften, wenn man fest sitzt, egal wo, egal wie, egal womit.

Zu meinem erhellenden Basisprogramm gehört diese Eigenschaft ebenfalls; ich bin der festen Überzeugung, dass es aus jeder Misere mindestens einen Weg gibt, echt: m i n d e s t e n s einen, meistens sogar mehrere, wobei ich mich an dieser Stelle scheue, soweit zu gehen, davon zu sprechen, dass v i e l e Wege nach Rom führen; genau genommen reicht ja auch einer aus der Bedrouille, wenn auch nicht nach Rom.

Also Dr. Madan Kataria hat ein paar Menschen zusammengetrommelt und hat sich mit ihnen aufgemacht in einen öffentlichen Park zum Witzeerzählen, um so einen persönlichen Erfahrungswert zu erlangen, um weiterführend dann seinen Zeitungsartikel schreiben zu können = schlau, sehr schlau!!

Wenn man bedenkt, dass daraus die gesamte Lach-Club-Bewegung entstanden ist, dann ist das doch schon mehr als great. Und wenn ich das jetzt hier so verinnerliche, dann besteht bei mir ja auch noch Hoffnung, und wenn ich mir so anschaue, was ich schon zu Papier gebracht habe, dann geht das Ganze sogar schon in Richtung Erfolgsaussichten, was das Schreiben dieser Humorglosse angeht.

In mir keimt sogar bereits ein kleines Quentchen Stolz, denn neben den bisher erwähnten Denk- oder Einfallsblockaden gibt es noch eine kleine Mini-Hürde, die es für mich hier aktuell zu überwinden gilt: mein Mann hat es gut gemeint und mir eine neue Tastatur und Maus installiert, mit Funk, kein Kabelsalat mehr, eher mehr Wellensalat, wobei ich gerade den doch eigentlich in Grenzen halten möchte, wenn man bei Funkwellen überhaupt von Grenzen sprechen kann; Funkwellen sind sozusagen die großen Brüder oder Schwestern der Nord- und Ostseewellen, die mir als Nordlicht von Geburt an vertraut sind; Funkwellen: Wellen von globalem Ausmaß, mit temporeicher, gigantischer Ausweitung und wohl auch ebensolcher Auswirkung; die gehen einfach durch und durch, diese Wellen, wenn sie denn gehen; ich merke nämlich schon die ganze Zeit, dass diese neue Tastatur unglaubliche Aussetzer hat, obwohl ich viel Druck auf sie ausübe; ein Beispiel: enn ma bei Fukwell überhuptvoGze sprek ; und nun folgt die Übersetzung bzw. Ergänzung, Auflösung des Rätsels oder wie auch immer; wer aufgepasst bzw. aufmerksam gelesen hat, kennt den vollständigen Satz schon: Wenn man bei Funkwellen überhaupt von Grenzen sprechen kann.

Und jetzt meine ich auch zu wissen, woran diese Aussetzer liegen: die ganze Nacht schon tobt hier an der Küste ein Sturm; der Wind, der Wind, das himmlische Kind, ja, genau er hat seine Hand im Spiel; er verwirbelt die Wellen, so dass Maus und Tastatur die erwähnten Reaktionsstörungen aufweisen. Wenn sich das bestätigt, denn es gibt ja auch sturmfreie Zeiten an den Küsten, dürfen Maus und Tastatur bei mir bleiben, und ich verwerfe meine Gedanken, sie wieder auszutauschen oder von meinem Mann austauschen zu lassen, bevor mich die neue Aussetzersprache an den Rand des Wahnsinns treiben würde! Die Variante des Behaltens fühlt sich auch besser an, denn so sehr ich die Hilfe meines Mannes schätze, würde sich aus meinem Wunsch auf Wiederherstellung des gewohnten Zustandes und der Re-Installierung der Alt-Geräte wahrscheinlich eine etwas längere Diskussion entwickeln, die ich zum Thema Funktionalität neuer Hardware lieber vermeiden möchte.

Bitte keinesfalls missverstehen: ich rede gern mit meinem Mann, überhaupt tausche ich mich gern mit ihm aus und genieße die Zeit mit ihm; seine Unterstützung, in so gut wie allen Lebensbereichen, ist mir nahezu unverzichtbar geworden, dennoch lasse ich einiges zu Gunsten mir wichtigerer Themen dann lieber zwischen uns im Sand verlaufen, also unausgesprochen.

Nun habe ich einfach so darauf los geschrieben und stelle gerade fest, dass ich diesem Text ein Humorglosse-Eignungssiegel verleihe.

Mag die Zuversicht der Akzeptanz dafür meinen Aktivitäten als Lach- und Humortrainerin der letzten Jahre entspringen.

Mit Verlaub, diejenigen, die mich aus den Zeiten davor kennen und auch längere Strecken meines Lebensweges begleitet haben, wissen, dass das für mich ein mutiger Ansatz ist. Mich bewusst und intensiv mit dem Thema Lachen & Humor sowohl in Theorie als auch in der praktischen Umsetzung zu beschäftigen, hat mir ungeahnten Lebensfreudeauftrieb beschert: sehr gut sehr gut yeah!!! = Hands up!!! = Hände hoch für positive Erinnerungen!!!

Mit diesem Titel wurde am 08. März 2010 ein kurzer, doch sehr aussagekräftiger Beitrag bei uns im Flensburger Tageblatt veröffentlicht, den ich hier wörtlich wiedergebe: Bewegungen, die nach oben gerichtet sind, helfen dabei, sich an positive Ereignisse zu erinnern. Abwärtsbewegungen hingegen verleiten eher dazu, sich unangenehme Vorfälle ins Gedächtnis zu rufen. Das haben niederländische Forscher in Experimenten herausgefunden.

Die Ergebnisse bestätigen ihre Vermutung, dass sprachliche Metaphern für positive oder negative Gefühle wie sich spitzenmäßig fühlen oder down sein in direktem Zusammenhang mit echten räumlichen Bewegungen stehen, berichten die Forscher. Aus früheren Studien war bereits bekannt, dass sich Menschen eher an positive Ereignisse erinnern können, wenn sie lächeln und eine aufrechte Sitzposition einnehmen.

Und so beende ich diesen Humorglossenbericht mit einem Lächeln in meinem Gesicht!

Herzlichst grüßt das gebürtige Lister Deichschaf Marlies Mansen wohnhaft in Flensburg

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