Humor und Auto passen zusammen wie Ratten und Hotelküche.
Herkömmliche PKWs sind wirtschaftlich, sportlich, exklusiv, praktisch und verlässlich. Lustig ist kaum eines.
Deshalb zielt die Öffentlichkeitsarbeit der Autoproduzenten auch gerne in die Richtung „Das dynamische Fahrzeug für den aktiven Lenker“ oder haben Sie schon einmal ein Plakat gesehen mit
„Das ist das Auto für den humorvollen Lenker“ oder „Steigen Sie ein in die Karosse für Intellektuelle“
Ein modernes Fahrzeug hat die Aufgabe, sich dem heutigen Menschen anzupassen und ihm dadurch immer ähnlicher zu werden: Sachlich, erfolgreich, bequem und sicher. Auch das Eigengewicht wird jährlich etwas erhöht. Das ist gerechter Ausgleich.
Wenn Humor mit dem Auto in Verbindung gebracht wird, dann unfreiwillig, z.B.:
„Das Modell fuer die schoensten Purzelbäume“
„Wir vermieten die Bodenplatte Ihres Wagens zu „Werbezwecken“
Dann wird gelacht. Schadenfreude also.
Wie ist es dagegen, wenn das Fahrzeug lacht. Der Beetle grinst, vorne und hinten. Über wen lacht er, über sein Vorgängermodell?
Nein, das glaube ich nicht. Über die Autofahrer? Das schon eher.
„Drive a smile“ hieß, bei der Einführung des Retromobiles, der überzeugende Slogan. Von diesem Motto ließ ich mich anstecken zur Idee „Smile and drive“.
In mir entstand der Plan, einen „Smile-Guide“ zu erstellen und dies in Form einer Beschriftung des Beetles, garniert mit Autogrammen und Sprüchen zum Thema Humor und Lachen.
Nur, wer malt schon gerne ein fremdes Auto an, mit einem grünen Lackstift, der kaum mehr runtergeht. Besonders zu Beginn war es äußerst schwierig für mich, einen Prominenten zu überreden, ‚Botschafter des Humors‘ zu werden.
„Sie wollen doch mit meinem Geschreibsel nicht Ihr Auto verunstalten“,
„Sind Sie Vollkasko versichert?“ Hier war Furcht vor Schadenersatzforderungen versteckt.
Für meine kreativen Wünsche musste ich schon einen ausgefuchsten Prominenten finden, der seine Handschrift liebt.
So kam ich auf Prof. Ernst Fuchs. Mehrmalige Anrufe, er war nur schwer erreichbar, bis hin zum persönlichen Besuch in seiner Villa, ließen ihn berzeugen, dass er mich nicht so leicht los wird.
Prof. Fuchs hatte gerade eine Pressekonferenz in seinen Räumlichkeiten, im Beisein von Pater August Paterno, was ich als göttliche Fügung betrachtete und beim Gespraech teilnahm.
Meine Frage: „Hat Christus gelacht?“ beschleunigte mein Anliegen, beide Herren zur Unterschrift zu bewegen.
Die Zitate „Lache bis die Tränen kommen“ von Prof. Ernst Fuchs und „Lachen ist gesund“ von Pater August Paterno, waren die Ouvertüre für mein Vorhaben.
Ein echter Fuchs auf der Motorhaube, war das Sprungbrett für weitere Signaturen. Maler Prof. Kumpf, mit der Zeichnung des Asozialen, der Schriftsteller Alfred Komarek, Entertainer Peter Alexander, Prof. Franz Antel, Univ. Doz. Dr. Peter Lind, Schauspielerin Rosemarie Fendel, Moderator Ernst Grissemann, Maler Hanns Staudacher und Manfred Bockelmann.
Wenn heute die eigenwillige Beschriftung meines Beetles auf ungeteiltes Interesse stößt, so war das am Anfang gar nicht so.
Ich erinnere mich gerne an die Reaktion eines Tankwartes aus der Steiermark, als er den Spruch und die Unterschrift von Franz Antel ‚Lach ein bissel‘ las:
„He Sie, schauns amal, da hat Ihnen irgendein Depp, was draufgekritzelt!, ……Rotzbuam blede!“
Ja, der Rotzbua ist 88 Jahre alt, Professor, Filmregisseur, dem das Lachen noch immer nicht vergangen ist.
Inzwischen ist der Beetle von Fahrzeug zum Motivationsobjekt geworden, mit der ungenierten Aufforderung zu mehr Humor im Alltag.
Wobei sich wiederum die Frage aufdrängt, lachen wir wirklich zu wenig? Oder sind humorvolle Autofahrer gar ein Beitrag zur Verkehrssicherheit?
Ich habe dazu den Wissenschafter Dr. Michael Titze befragt:
Wenn man den Statistikern glauben will: ja! So wurde ermittelt, dass die Deutschen in den 50er Jahren 18 Minuten pro Tag gelacht haben, während dies vierzig Jahre später nur noch 6 Minuten gewesen sein sollen. Das ist schon erstaunlich, wenn man bedenkt, dass es uns heute zumindest wirtschaftlich besser geht und wir uns zudem zu einer Spaßgesellschaft entwickelt haben. Aus meiner Arbeit mit gelotophoben, also lachängstlichen Patienten glaube ich aber, eine Erklärung dafür gefunden zu haben: Wir sind immer perfektionistischer geworden! In allen Lebensbereichen schielen wir nach der Höchstleistung. Das beginnt beim Aussehen. Wer möchte heute so aussehen wie die Wirtschaftskapitäne der Nachkriegszeit, altväterlich wohlbeleibt und mit einer Zigarre im Mund? Heute wollen, nein mssüen wir jung aussehen, körperlich fit und durchtrainiert wirken und uns als Siegertypen darstellen. Oder denken Sie an das Arbeitsleben: Wer heute sein Berufsleben startet, muss davon ausgehen, sein Basiswissen bis zum Eintritt ins Rentenalter mindestens dreimal komplett zu erneuern. Und in der Freizeit sind Fun-Aktivitäten angesagt, die möglichst kostspielig, risikoreich und ungewöhnlich sein müssen. Wer da nicht mithält ist schnell out, mit allen psychologischen Konsequenzen!
Dr. Madan Kataria, Begründer von Tausenden von Lachclubs weltweit, sieht in diesem Überbietungszwang die eigentliche Ursache für die Zunahme von Selbstwertproblemen, Depressionen und den damit zusammenhängenden Suchtproblemen. Da wir immer besser sein wollen, als wir es tatsächlich sind, müssen wir uns als die permanenten Verlierer sehen und uns noch mehr anstrengen! Und das erzeugt Stress. Als ich mich beim letzten Basler Humorkongress mit Dr. Kataria über die Verifizierung dieser Annahme unterhielt, waren wir uns schnell darüber einig, woran man einen stressgeplagten Zeitgenossen erkennt – an seinem Gesichtsausdruck. Stress führt zu einer Anspannung aller möglichen Muskeln, mit einer Ausnahme: der zygomaticus maior bleibt schlaff. Dieser Muskel, der die Funktion hat, unsere Mundwinkel auseinander zu ziehen (so dass ein typisches Lächeln entstehen kann!) wird beim Ausschwemmen von Stresshormonen im Blut nicht aktiviert. Die Folge ist ein verbissener, agelotischer Gesichtsausdruck, der die Mitmenschen kaum begeistern wird. Und gerade hier setzt die Lachtherapie an: Man trainiert diesen Muskel systematisch, zum Beispiel, indem man sich einen Bleistift quer in den Mund steckt und damit morgens zur Arbeit führt. (Ich habe dies vor einigen Jahren bei einem Aufenthalt in San Diego erstmals miterlebt: Unzählige Autofahrer hatten während der morgendlichen rush hour ihren Bleistift im Mund! Das sah nicht nur lustig aus, sondern ist auch physiologisch effizient. Die Wissenschaft wies nach, dass die Aktivierung des zygomaticus maior einen positiven Einfluss auf die Hirnaktivität hat!)
Lächeln gegen den Stress, diese Einsicht ist nachvollziehbar. Lächeln hat eine kommunikative Funktion. Wer lächelt, dem wird sehr häufig zurückgelächelt, was wiederum das Selbstwertgefühl stärken hilft. Und wer sich im Lächeln trainiert hat, für den ist der Weg zum heilsamen Lachen nicht weit. Die Tatsache, dass ein intensives, von Lachtrainern angeleitetes Lachen das Mittel der Wahl gegen die Stressprobleme unserer Zeit ist, hat sich inzwischen herumgesprochen. Man schützt, dass sich rund 400 000 Menschen weltweit regelmäßig im heilsamen Lachen üben allein und gemeinsam, aber immer im vollen Bewusstsein, dass dadurch Stresshormone abgebaut und die Immunabwehr gestärkt wird.
Nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes sollen sich die Staukilometer bzw. Stauzeiten in den kommenden 15 Jahren verdreifachen! Damit wird die Durchschnittsgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen an Werktagen auf weniger als 60 km/h sinken. Das entspricht einer wenn auch ganz ungewollten Reduktion, die in unserer in jeder Hinsicht schnelllebigen Zeit nicht ohne Konsequenzen bleiben dürfte. Wer schnell vorankommen will (und das sind die Meisten), wird beim besten Willen passen müssen. Eingezwängt in eine endlose Blechlawine und angetrieben von Termindruck und Mobilitätszwängen muss der postmoderne Autofahrer einige Entscheidungen treffen:
auf das Auto fahren (zumindest an Werktagen) weitgehend zu verzichten,
Auto fahren und sich ärgern (was zu einer tüchtigen Ausschwemmung von Stresshormenen führt),
Auto fahren und sich nicht ärgern (was die Lebensqualität sehr steigert)
Wer sich für letztere Alternative entscheidet, findet bei der Gelotologie (= Lachforschung) manche praktikable Anregung. Dies fängt bei der Modellierung der Gesichtsmuskulatur an, die bei vielen Wagenlenkern agelotisch, also verbissen und verzerrt ist. Das gibt ihnen das Aussehen von Abschmeckern in einer Essigfabrik! Wer auf einen entspannten, fröhlichen Gesichtsausdruck hinarbeiten will, sollte vor allem einen Muskel trainieren: den Wangenheber (m. zygomaticus maior). Er zieht die Mundwinkel auseinander, so dass ein breites Lächeln entsteht, das nachweislich zu einer (positiven) Beeinflussung der Hirnaktivität führt (bessere Durchblutung, möglicher Weise Ausschüttung von Endorphinen). Um dies zu erleichtern kann man sich einen Bleistift quer in den Mund schieben und leicht darauf beißen. (In den USA hat sich dies bereits herumgesprochen: Viele Autofahrer verwenden die Bleistift-Methode routinemäßig während der morgendlichen rush hour, ich kann es bezeugen!) Und wer zusätzlich noch Lachkassetten, wie sie auch bei uns zu haben sind, einlegt, um sich von Gelächter, schrägen Sprüchen und absurden Witzen berieseln zu lassen, hat schon sehr viel getan, um eine langsame Fahrt im Auto zu einer kurzweiligen Lachtherapie werden zu lassen.
Mag. Erwin Neuwirth, Klagenfurt